Der Höllenhund Kerberos


Auch wenn Herkules auf diesen beiden Schülerzeichnungen die Keule zückt, darf er sie doch wegen seiner Vereinbarung mit Hades nicht einsetzen, um den Höllenhund Zerberus (Kerberos) zu entführen. So tölpelhaft Herkules mitunter dargestellt wird, bei der Ausführung seiner Aufgaben zeigt er einen nahezu genialen Einfallsreichtum. Er ist weit von der Zerstörungswut eines Rambo, des Heros der Filmindustrie, entfernt und besitzt in hohem Maße emotionale Intelligenz: Ohne Verständigung mit Hades könnte er den Zerberus nicht bezwingen!


Gustav Schwab beschreibt den Kampf mit dem Zerberus folgendermaßen:
So ging der Held, einzig mit seinem Brustharnisch bedeckt und mit der Löwenhaut umhangen, aus, das Untier zu fahen [sic!]. Er fand ihn an der Mündung des Acheron hingekauert, und ohne auf das Bellen des Dreikopfs zu achten, das wie ein sich in Widerhallen vervielfältigender, dumpfer Donner tönte, nahm er die Beine, umschlang den Hals mit den Armen und ließ ihn nicht los, obgleich der Schwanz des Tieres, der eine lebendige Schlange war, sich vorwärts bäumte und der Drache ihn in die Weiche biss. Er hielt den Nacken des Ungetüms fest und schnürte ihn so lange zu, bis er über das ungebärdige Tier Meister ward, es dann aufhob und durch eine andere Mündung des Hades ... glücklich wieder zur Oberwelt auftauchte. Als der Höllenhund das Tageslicht erblickte, entsetzte er sich und fing an, den Geifer von sich zu speien; davon wuchs der giftige Eisenhut aus dem Boden hervor.
Herakles brachte das Ungeheuer in Fesseln sofort nach Tiryns und hielt es dem staunenden Eurystheus, der seinen eigenen Augen nicht traute, entgegen. Jetzt verzweifelte der König daran, jemals des verhaßten Zeussohnes ledig zu werden, ergab sich in sein Schicksal und entließ den Helden, der den Höllenhund seinem Eigentümer zurück in die Unterwelt brachte.
SCHWAB, G. (1965): S. 121-122.



Quellen:
FINK, G.
: Who's who in der antiken Mythologie. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1998 (7. Auflage), S. 129-135.
HUNGER, H.: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie mit Hinweisen auf das Fortwirken antiker Stoffe und Motive in der bildenden Kunst Literatur und Musik des Abendlandes bis zur Gegenwart. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt, 1974.
SCHWAB, G.: Sagen des klassischen Altertums. München, Zürich: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., 1965; S. 112-148.